PRA, was ist das?

 

PRA steht für "Progressive Retina Atrophie" eine Krankheit, bei der sich die Netzhaut des Hundes langsam, aber unaufhaltsam

auflöst. Diese Krankheit endet immer in der völligen Erblindung des Hundes, eine Möglichkeit der Heilung besteht nicht.

 

Viele gute Informationen über die Krankheit an sich, über den Erbgang und auch Vergleichsbilder von gesunder und kranker Netzhaut sind auf der Seite von Joyful Labs zu finden

 

Chronologie der PRA bei Paula:

 

30.11.2015

Nachdem uns in den letzten Wochen und Monaten, grade wenn im Herbst jahreszeitbedingt im Haus wieder alle Lichter an waren, aufgefallen ist, dass Paula etwas wie einen trüben Schleier auf den Augen hat, machte ich einen Termin bei den Augenspezialisten Dr. Hofmann & Dr. Thal in Nürnberg.

Insgeheim hatte ich die Hoffnung, dass wir "nur" mit der Diagnose Katarakt, also Grauer Star, wieder aus der Praxis gehen.

 

Der Graue Star war letztlich auch Teil der Diagnose, aber nicht als Einzelerkankung, sondern bereits als Folge der PRA.

Dr. Thal nahm sich sehr viel Zeit für uns um uns, den zunächst völlig geschockten Laien, die Krankheit und den Verlauf näher zu erläutern, Vergleichsbilder von Paulas und Leni Netzhaut zu zeigen und uns behutsam auf das einzustellen, was unweigerlich passieren wird, nämlich auf Paulas vollständige Erblindung.

An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal ganz herzlich für diese tolle Betreuung bei ihm bedanken.

 

So komisch das auch klingen mag, aber mit dem Wissen um diese Diagnose ergaben machen Dinge und Handlungen von Paula dann plötzlich Sinn.
Warum sie bespielsweise in Dämmerung/Dunkelheit immer ganz nah hinter einem von uns beiden herläuft wenn wir draußen sind. Warum sie manches Mal richtig zu überlegen scheint, bevor sie in den Kofferraum springt oder eine Treppe läuft. Warum sie die kurz im Wald verschwundene Leni sofort sucht oder richtig erschrickt wenn sie vor ihr wieder auf den Weg hüpft. Warum sie manches Dummy oder manchen Ball erst wahrnimmt wenn es irgendwo im Gehölz oder auf dem Boden aufschlägt.
Warum sie ein Problem damit hat, wenn fremde Hunde schnell auf sie zugerast kommen und dann sofort eine Abwehrhaltung einnimmt. Warum sie beim direkten Blick in die Sonne immer die Augen zukneift.

 

All diese Dinge sind auf Paulas schwindendes Augenlicht zurückzuführen, und jetzt, da wir das wissen, können wir damit auch umgehen und sie unterstützen wenn nötig. Wie Dr. Thal es uns auch erklärt hatte, nutzt Paula ihre Ohren und ihre Nase wahnsinnig gut und kompensiert damit unwahrscheinlich viel. Außerdem orientiert sie sich stark an Leni und bei größerer Unsicherheit auch an uns. Dass Paula jemals freiwillig kommen oder stehenbleiben würde, um sich anleinen zu lassen, hätten wir uns früher nie vorstellen können.

 

In unserem subjektiven menschlichen Empfinden und unserem Wissen darum, was eine Erblindung bedeutet, ist diese Erkrankung für uns schlimmer als für Paula selbst. Für sie ist diese Entwicklung eine Tatsache, über die es nichts nachzudenken und zu wissen gibt, es ist einfach so. Und Paula lernt merklich mehr, sich damit zu arrangieren und sich zu behelfen. Das ist für uns jeden Tag auf's neue sehr beeindruckend!

 

Wie schnell die Erblindung bei ihr voranschreitet kann erst nach einer erneuten Untersuchung Mitte 2016 gesagt werden.

 

25.07.2016
Die erste Kontrolluntersuchung nach Paulas Diagnose im November 2015 stand an. Mit gemischten Gefühlen machten wir uns auf den Weg in die Praxis und waren gespannt, was Dr. Thal sehen und berichten würde. Paula lies die ganze Prozedur wie immer sehr gelassen über sich ergehen, schließlich hat der liebe Herr Dr. ja einen schier unerschöpflichen Vorrat an Leckerlies für sie :)
Das Ergebnis der Untersuchung gab uns dann großen  Grund zur Freude, es hätte kaum besser sein können. Die PRA schreitet zwar voran, aber sie galoppiert uns nicht davon und entwickelt sich so langsam, dass es sein kann, dass Paula ihre vollständige Erblindung garnicht mehr erlebt. Auch der Augendruck, ein Indiz für ein Glaukom, ist perfekt und gibt keinen Grund zur Sorge  *juhhhuuuuuuu*
Unsere Beobachtungen dass Paula wenn es stockdunkel ist oder wenn sie genau gegen die Sonne schauen muss, wenig bis garnichts zu sehen scheint hat Dr. Thal durchaus bestätigt, daran wird sich auch nichts mehr ändern. Aber solange es tatsächlich "nur" das ist, sind wir absolut zufrieden.

 

Solange es keinen akuten Grund gibt reicht es, wenn wir in einem Jahr wieder zur Kontrolle kommen, das freut uns sehr :) :)

 


PRA - eine vermeidbare Erkankung?

 

Die Antwtort auf diese Frage lautet mit großer Wahrscheinlichkeit: ja!

Und genau das ist auch der Punkt, der uns unwahrscheinlich wütend macht.

Wie in dem Link oben beschrieben handelt es sich bei der bei Paula vorliegenden Form der PRA um eine autosomal rezessive Erkankung.
Mittels Gentest lässt sich seit einigen Jahren beim Labrador schon bestimmen, ob ein Hund frei, Träger oder affected ist. Die Zuchtordnungen des DRC, und auch anderer Zuchtvereine unter dem VDH, sehen aus gutem Grund vor, dass Hunde, die Träger oder affected sind, lediglich mit freien Hunden verpaart werden dürfen.

Somit wird gewährleistet, dass aus den Verpaarungen maximal Träger hervorgehen, aber keine Nachkommen an PRA erkanken können.

PRA - „clear“ und -„carrier“ können dennoch, wenn auch extrem selten, an PRA erkranken. Deshalb ist die klinische Augenuntersuchung auf PRA unerlässlich und in den Zuchtvereinen unter dem VDH zusätzlich Pflicht.

Die Erkrankung kann zwischen dem zweiten und sechsten Lebensjahr auftreten.

 

Was ist nun der Unterschied zu Paula?
Paula stammt nicht aus einem Zuchtverein, der dem VDH angeschlossen ist, und somit auch nicht aus der sog. "kontrollierten Zucht".
Dies wird gerade im Fall der Augenerkrankung wieder sehr deutlich. Die "Ahnentafel", die wir für Paula ausgehändigt bekommen haben, enthält für ihren Vater den Vermerk "PRA frei".

Wie wir alle wissen ist Papier geduldig. Aber was genau heißt "PRA frei"? Dieses "PRA frei" kann stimmen, wir müssen aber davon ausgehen, dass es mit dem "PRA frei" aus DRC oder LCD nicht zu vergleichen ist.

Zu vermuten ist, dass der Vater lediglich opthalmoskopisch, also mit einer Untersuchung des Auges, für frei erklärt wurde. Da dies bei PRA allerdings nicht ausschlaggebend ist, ist ebenfalls zu vermuten, dass kein Gentest durchgeführt wurde.

 

Ich will nicht behaupten, dass es in den Zuchtvereinen unter dem VDH nicht auch betroffene Hunde gibt, aber die getroffenen Maßnahmen zur Vermeidung solcher Krankheiten, die Zuchtauflagen und auch die Nachzuchtkontrolle tragen in diesen Vereinen schon erheblich dazu bei, die Zahl der erkankten Hunde stetig zu minimieren.

 

Im "Zuchtverein" von Paulas Züchter findet man weder solche Zuchtauflagen, noch eine einheitliche Zuchtordnung, noch Nachzuchtkontrolle oder überhaupt ernsthafte Auseinandersetzungen mit dieser oder ähnlichen Krankheiten.

 

Der "Züchter" von Paula hat mit ihren Eltern nachweislich munter weitergezüchtet und tut dies auch heute noch mit "Labradoodlen", die mittlerweile - wen wundert es - auch zu den von PRA betroffenen Rassen gehören. Damit ist sicher, dass es alleine aus dieser "Zucht" noch eine Reihe weiterer Hunde geben muss, die wie Paula vermeidbar an PRA leiden. Auch wenn wir es uns wünschen würden, mit Sicherheit geht es nicht allen Hunden damit so gut wie unserer Paula...